
Geschäftlich muss öfters mein Laptop mit. Dafür habe ich eine schöne Tasche von Fossil, das Geschenk einer lieben Freundin. Sobald jedoch noch weitere Unterlagen dabei sein sollen, oder gar Laptop und ein Ordner wird’s eng. Es steht schon lange auf meiner To sew Liste. Endlich finde ich nicht nur Zeit sondern auch das perfekte Material. Wunderschöner dry Oilskin in Kahki – ich habe ihn in meinem Stoffladen gesehen und weiss sofort, damit möchte ich etwas nähen.
Am Tag vor Heiligabend decke ich mich mit dem nötigen Material ein. Es ist einiges und dauert seine Zeit. Als Inspiration hängt eine ähnliche Tasche im Stoffladen. Auf dem Weg zur Kasse bin ich aber überzeugt, das perfekte Schnittmuster und die richtigen Farben, Stoffe, Bänder etc. ausgesucht zu haben. Das ganze Zubehör ist nicht billig, das muss eine ganz besondere Tasche werden…
Vorbereitung
Zuerst lese ich die Beschreibung gut durch. Um das Papierschnittmuster nicht zu zerstören scanne ich die Schnittteile ein und drucke sie auf festerem Papier aus. T1 und T1a drucke ich doppelt aus und klebe es in der Höhe zusammen. Doppelt in den Bruch zu legen, fände ich nämlich etwas schwierig. Den Streifen T3a schneide ich aus Altpapier auch aus. Denn nun lege ich alles auf den Stoff und schaue, wie ich es am besten ausnutzen kann. Immer wieder prüfe ich, dass ich nichts vergessen habe. Nein, alles da und es hat sogar noch etwas vorigen Platz, krieg ich gleichzeitig eine Atomium-Tasche zugeschnitten? Ich bin ja bekannt dafür, eher sparsam zu sein mit meinen Stoffen… Tatsächlich reicht der Stoff auch noch die Atomium in 80% zuzuschneiden. (80% habe ich bereits einmal genäht und diese Grösse passt perfekt für mich. Dazu sicherlich mehr in einem späteren Blogpost)

Jetzt könnte ich den dry Oilskin zuschneiden, mache aber erst Pause (über Nacht)
Heute schneide ich alle Teile aus dem dry Oilskin, dem Oberstoff zu und achte genau darauf, dass alle Teile die selbe Innen- und Aussenseite haben. Ich weiss noch nicht genau, welche Seite die schöne Seite ist. Sicherheitshalber markiere ich mit weissem Farbstift überall in der Nahtzugabe die selbe Stoffseite…
Am Rand sehe ich die kleinen Einstiche im dry Oilskin, sie stehen nach oben. Daselbe sehe ich beim Futterstoff, bei dem ja einfach zu sehen ist, welche die rechte Stoffseite ist. Da ich es immer wieder vergesse, werde ich ein Stoffstreifen vom Futterstoff mit den Einstichslöcher behalten.
Merke: Einstichlöcher stehen auf der schönen Stoffseite nach oben!
Als nächstes geht es ans Zuschneiden der Vliese
Ein paar Stunden später sind alle Vliese und Stoffe zugeschnitten. Einzig einen Futterstoff habe ich zu viel zugeschnitten. Obwohl es auf den Schnitten auch noch steht, habe ich es nicht bemerkt. Immerhin reicht der Futterstoff problemlos, trotz des Missgeschicks. Übrigens verwende ich nicht denselben Futterstoff für die Atomium-Tasche, abgesehen vom dry Oilskin und den Vliesen schneide ich nichts mehr weiter zu und lege diese Tasche zur Seite.
Das Vliese aufbügeln dauert eine weitere Stunde. Ich lasse die beklebten Stoffe eine Nacht ruhen und mache das selbe in meinem Bett.
Bei einem nächsten Projekt würde ich ich die Mitte aller Teile mit kleinen Knipsen markieren. Ich hätte diese Markierungen immer wieder gebraucht und musste sie immer wieder nachzeichnen anhand des Schnittmusters.
Frisch ausgeruht geht es ans Nähen
Eigentlich mache ich alles genau so wie es Elbmarie vorsieht. Einzig nähe ich eine Paspel an die Kanten. Da ich mich genau an die Schritte halte, wird mir das zum Verhängnis, aber davon später mehr. Zuerst hefte ich die Paspel von Hand an, damit sie sicher stimmt. Mit Fuss 3 nähe ich sie dann zusammen mit dem Stoff Gegenstücks mit der Maschine an. Abstand Stoffe 10mm, Paspel aber nur 7 bzw. 3 mm vom Rand. Hätte ich hier besser von Anfang an mit der Maschine genäht? Wäre es sauberer geworden?
Schnittmuster verstehen
Wie so oft, kann man alleine von meinen Blog- Beschreibungen diese Tasche nicht nähen. Das Schnittmuster und die Beschreibung von Philine von Elbmarie muss man schon vor sich liegen habe. Ich gehe nur auf meine Problemstellen ein und auf das was ich dabei gelernt habe. Es ist nicht mein Ziel, den Verdienst von Arbeit zu schmälern.
Die Vordertasche
Beim Verstürzen der Vordertasche bin ich zuerst recht verwirrt, obwohl ich es ein Bild hat. Irgendwie habe ich das Gefühl da ist etwas falsch. Irgendwann geht mir aber das Lichtlein auf: Die Taschenoberfläche ist da fertig, wo ich die Paspel angenäht habe. Das heisst die Seitenteil werden nach innen geklappt. Es sieht im weitesten Sinne aus wie ein U, eigentlich klar. Die Wendeöffnung schliesse ich grosszügig von Hand an, damit es sicher sauber ist.
Mit dem Kreidestift zeichne ich – in der Annahme dass es durch die Vordertasche überdeckt wird – auf dem vorderen Taschenteil die Markierungen auf. Nur bedenke ich nicht, dass die Tasche das tatsächlich abdeckt, aber die Striche oben trotzdem sichtbar bleiben, da sie ja beim Eingriff, offen ist. Radieren kann ich es nicht, aber weil ich mit dem Staublappen mehrmals drüber fahre, ist es kaum mehr sichtbar. Puhh
Beim Annähen der Vordertasche ist es knifflig, das die beiden Enden auf der selben Höhe liegen. Da ich die Rundung nicht tupfgenau gleich gemacht habe, hatte ich plötzlich 5 mm mehr Material. Ich trenne es nochmals auf und nähe es erneut. Blöde Löcher, gehen die wieder zu?
Da ich einen Magnetverschluss wähle, hätte ich den in diesem Schritt bereits einarbeiten sollen. Es steht leider erst viel später etwas davon im Schnittmuster. Das Gegenstück kann man noch viel später einpassen, damit es passt.
Taschenboden
T6, der Taschenboden nähe ich zusammen. Es verwirrt mich, dass nur vom Oberstoff geschrieben ist, aber nichts zum Futter. Das kann man eigentlich gleichzeitig machen.
Hintere Reissverschlusstasche
Die eingezeichnete Linie für den Reissverschluss auf t1 ist die Oberkante wo die Reissverschlussraupen sind. Das steht nicht so genau, aber sonst stimmt der Abstand der Tasche zum Boden hin nicht… Den Reissverschluss habe ich am T1 nicht sehr nah an der Raupe genäht, eher auf da wo der Stoff des Reissverschlusses ein etwas anderes Muster hat. Stylefix habe ich nicht, also mit Stecknadeln angemacht und während des Nähens auf die weisse Linie geachtet. Wie ich beim nächsten Schritt bemerke, ist es nicht die Raupe, die auf den Strich zu liegen kommt, sondern die Nahtlinie. Wie hätte ich das annähen sollen, diese Linie ist unter dem Reissverschluss ja nicht zu sehen?
Abwandeln des Schnittmusters
Wie ich angetönt habe, halte ich mich völlig ans Schnittmuster. Darum vergesse ich beim Zusammennähen der Aussentasche die Paspel. Ich trenne also fast genauso häuffig auf, wie ich nähe. Aus dem selben Grund, denke ich auch oben bei der Vordertasche nicht an die Magnetteile…
Reissverschluss Innentasche
Die nächste Knacknuss ist diese Innentasche. Ich bin schon etwas müde, wie es scheint. Ich verstehe die Anleitung falsch, denn ich gehe von einem anderen Arbeitsgang aus. Nachdem ich eine Pause eingelegt habe und es nochmals versuche, klappt es. Wichtig ist das der Reissverschluss wirklich getrennt oder wenigstens so weit wie möglich geöffnet ist. Auf beiden Seiten genügend Reissverschluss abstehen lassen. Ich weiss jetzt auch, wieso hier ein nur ein feiner Reissverschluss vorgesehen ist. Ich habe einen groben wie aussen, und der ist recht dick um die vorigen Enden einzuarbeiten. Aber nochmals warum ich so ein Problem hatte: der Stoff Es gibt hier keinen Beutel! Der Reissverschluss ist die Verbindung des Taschenfutters und jetzt kommts: dieses doppelt gelegten Stoffes. Es wird erst eine Tasche, nachdem es knappkantig an die Taschenrückwand angenäht ist… klar?
Ich habe die Reissverschlüsse nie ganz getrennt, sondern nur sehr weit geöffnet. Obwohl zugegebenermassen, der grobe Reissverschluss recht einfach einzufädeln geht.

Gurtband
Beim Gurtversteller hänge ich, zuletzt nach dem Verstellring, noch die einen zusätzlichen Haken ein, damit ich den Schlüssel etc dort einhängen kann..
Magnetverschluss
Unter den Magnetverschluss in der Mitte der Taschenklappe bügle ich innen Decovil auf.
Zusammensetzen
Die Taschenteile zusammenstecken. Bei der Klappe hinten muss ich aus Futter und Oberstoff der Tasche ein U nähen können, ohne diese Klappe mitzufassen. Auch die Klappe wird gesteppt (die Paspel habe ich bereits zuvor angenäht). Die Nahtzugabe wird dabei in die Tasche reingelegt, hier über das weisse Futter des orangen Stoffes. So jetzt mal schauen ob ich es richtig gemacht habe.
Den Magnetknopf hätte man ja bereits bei der Vordertasche einarbeiten sollen, dann hätte man das schön verstecken können. Jetzt habe ich mit Vlieseline und dem Innenstoff ein Flick über das Magentteilchen geklebt. Somit verletzt man sich nicht und sehen kann man es auch nicht in der Aussentasche drin.
Doch doch, nicht übel. Nicht perfekt, aber ok. Als letztes noch die Wendeöffnung schliessen, aber das mache ich morgen. Heute habe ich tatsächlich fast den ganzen Tag genäht. Nur für mich…
Letzte Heldentat
Letzte Wendeöffnung von Hand schliessen und fertig bin ich! Wow!

Einstellungen an meiner Bernina B560
Stich 1, Länge 3, Druck 46
Füsschen 1, Füsschenbreit
Füsschen 3 (-2) (Knopfloch- oder Paspelfüsschen)
Füsschen 10c (-3) (Kantennähfuss)
Füsschen 4 (-4) (Reissverschluss)
Fakten
Schnittmuster Philine von Elbmarie, auf Papier ausgedruckt gekauft
Stoff Dry Oilskin in khaki (90 x 140 cm) und
oranger Baumwollstoff cotton + steel „add it up“ (105 x 110 cm)
Vliese, Gurtband, Reissverschlüsse, Garn, Paspel etc, und Inspiration von Kuntundbunt, Effretikon
Verlinkt mit Rums

Fazit
Zwischendrin hat mein Mann mal gefragt, ob ich meinen Laptop tatsächlich da reinbringe. Da bin ich erschrocken, ich bin davon ausgegangen, dass wenn zwei Ordner reingehen mein Laptop und ein Order passt. Aber ja, natürlich – mein Macbook pro 15 Zoll, geht problemlos rein, sogar mit Schutzhülle und ein Ordner. Vielleicht hätte es noch etwas drauf haben können auf der vorderen Klappe, einen Patch oder Stern oder so. Die Paspel ist nicht ganz perfekt. Die Gurte gehen nicht spielende durch die Ringe. Aber, die Tasche sieht super toll aus, hat Platz für alles nötige und ist meine. Ein teures Stück, aber doch Edel. Bis jetzt hat sie erst meine Familie gesehen und findet sie toll. Übrigens geht das nähen von dry Oilskin föllig problemlos. Auch auf den vliesen zu nähen ist kein Problem, nicht mal beim Volumentvlies h640. Einzig einige Stiche beim Zusammennähen der Taschenteile, hat meine Nadel nicht gemocht. Es ist von Vorteil wenn man um die Nähmaschine herum viel Platz hat und nichts im WEg steht. die Tasche ist sehr klobig und steht gerne irgendwo an der Maschine oder so an und dann ist ein Stich krumm. Der Stoff sieht etwas knitterig aus, aber das macht es genau aus für mich. Ich könnte den Stoff aber auch bügeln, dann wäre er schön glatt.
Na, wie gefällt sie dir?
Wenn dir meine Tasche oder mein Blogpost gefällt, würde ich mich am Ende diese Beitrags über dein Herz freuen!
Deine Sibni


